Dienstag, 19. November 2013

Stress am Arbeitsplatz: So wichtig ist ein gesundes Arbeitsklima

Mitarbeiter fühlen sich in ihrem Job zunehmend belastet. Schlimm, wenn dann noch die Atmosphäre vergiftet ist. In solchen Situationen ist eine richtige Fehler-Kultur und der Umgang mit Lob entscheidend.

Chefs stöhnen, Mitarbeiter klagen. In vielen Betrieben gehen die Beschäftigten am Stock. Mobbing, Stress, Berge von Arbeit – und dazu ein ungesundes Klima im Kollegenkreis, das krank machen kann. Von einer Wohlfühlatmosphäre scheinen viele Arbeitsplätze weit entfernt zu sein.


Körperliche Belastungen wie langes Sitzen, wenig oder einseitige Bewegung und ungesundes Essen sind die eine Sache, die die Gesundheit ruinieren. Die andere Sache ist der seelische, der psychische Ballast, den die Kollegen mit sich herumschleppen. 
In dem Verein Deutsches Netzwerk Büro haben sich Experten zusammengetan, um Arbeitsbedingungen vor allem in kleinen und in mittelständischen Unternehmen zu verbessern. Dazu gehört auch, ein Gesundheitsbewusstsein in die Firmen zu bringen. „In der Regel denken große Unternehmen schon mehr an die Gesundheitsförderung. Ihre Struktur macht es einfacher als bei einem kleinen Betrieb“, sagt Dr. Manfred Fischer, Vorsitzender des Netzwerks.

So belastet sind Berufstätige
Der Termin- und Leistungsdruck ist groß. Laut der Studie „Stressreport“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin klagte im vergangenen Jahr fast jeder zweite über wachsenden Stress im Job. Am stärksten Bournout-gefährdet sind die Beschäftigten im öffentlichen Dienst, wie eine gerade ausgewertete Studie dieser Zeitung in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Uni Bochum ergeben hat.

Der Berufsverband Deutscher Psychologen warnt: Mitarbeiter, die stark stressbelastet sind, werden häufiger krank. Auch körperliche Erkrankungen werden beeinflusst. Schlecht, wenn dann noch dieses Klima in Büro oder Betrieb dazukommt. Das ist oft: eher wolkig als heiter.

Welche Rolle spielt der Chef?
Eine Hauptrolle. Der Psychologen-Verband geht so weit, zu sagen, dass das Führungsverhalten ein Hauptgrund für hohe Krankenstände sei. Chefs würden ,ihren’ Krankenstand sogar mitnehmen, wenn sie die Abteilung wechseln. Das Netzwerk Büro hat einen Qualitätsstandard entwickelt, der ein gutes Arbeitsklima beschreibt.
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Einer der Lieblingspunkte von Manfred Fischer heißt „positive Fehlerkultur“. Fehler sind menschlich, „also kein Grund, den Mitarbeiter an die Wand zu stellen“. Ein wichtiger Schritt für jede Führungskraft sei die Erkenntnis, in Fehlern etwas Positives zu sehen: „Fehler bieten die Chance, etwas zu lernen und sich als Unternehmen weiterzuentwickeln.“ Wenn der Chef nicht selbst daran denkt, dass die Arbeitsatmosphäre gesund, produktiv und herzlich sein müsste, sollten die Mitarbeiter, vielleicht über die Mitarbeitervertretung, ein offenes Gespräch suchen, rät Fischer.

Im zweiten Schritt könnten auch externe Coaches, bsw. Business Doctors, Österreich, dabei helfen, ein prima Klima entstehen zu lassen, eine Art Begleitung auf Zeit.
Psychologen oder die Berufsgenossenschaft könnten das sein, die erkennen, an welchen Stellen die Arbeitsorganisation und die Abläufe zur Belastung für die Mitarbeiter werden. 

Stress – eine Berufskrankheit
Das Arbeitspensum, ewige Unterbrechungen durch Mails und Telefon, keine Zeit für Pausen – unter diesen Sachen leiden die Menschen. Smartphones und Mails sorgen dafür, dass wir rund um die Uhr erreichbar sind – auch im Urlaub oder auf dem Klo. Wo früher die Stempeluhr die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit markiert hat, werden heute Anfragen auch nach Dienstschluss durchgewunken.
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„Aber Stress muss zunächst gar nichts Schlimmes bedeuten“, sagt Manfred Fischer, der lange Jahre den Bereich Prävention bei der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft geleitet hat. Bedenkliche werde es erst, wenn der Stress zu lange dauert. 
Ist der Kollege überfordert? 
Sind Arbeiten ungerecht verteilt? 
Ist es privater Stress, der mit in die Firma geschleppt wird? 
Fischer rät Chefs, genau hinzuschauen und bei Verdachtsfällen das Gespräch mit dem Mitarbeiter zu suchen: „Besser ist es, wenn ein Chef direkt zu seinem Mitarbeiter geht und nicht den Mitarbeiter zu sich kommen lässt. Dann fällt eine mögliche Barriere weg.“

Chef, ich brauche Lob!
Das Arbeitsleben ist ein bisschen wie Boxen: 
Immer gibt’s was auf die Nase. Wenn es etwas zu meckern gibt, wird dieses prompt erledigt, Anerkennung wird dagegen zurückhaltender verteilt. 
Dabei wirkt Wertschätzung beflügelnd, sagen Psychologen. Eigentlich immer, aber gerade im Job.
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Wer viel Energie in seine Arbeit steckt, aber nichts zurückbekommt, werde eher unmotiviert, vielleicht auch gestresst.
 „Dabei ist es so einfach, etwas für das Arbeitsklima zu tun“, sagt Experte Manfred Fischer
Er nennt Beispiele wie die Wahl zum Mitarbeiter des Monats, der eine Urkunde bekommt („Das macht stolz“), aber so weit müsse es eigentlich gar nicht gehen.

 „Schon ein einfaches, ein ehrliches ,Dankeschön!’ 

oder, Gut gemacht!’ 
kann in einem Unternehmen viel Gutes tun.“


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