Samstag, 20. Juli 2013

Besser arbeiten ohne Stress

Das Telefon klingelt, neue E-Mail-Nachrichten gehen ein,
die Mittagspause fällt aus Zeitmangel aus –
Stress ist da garantiert. 
Viele Unternehmen haben mittlerweile erkannt, was Studien belegen: 
Motivierte und ausgeglichene Mitarbeiter sind seltener krank und leisten bessere Arbeit. 

Dennis Paasch
Nordsee Zeitung

Entspannung in Sekunden: 
Sandra Krüger (links) und Maike Ferranti zeigen Dehnübungen,
die direkt am Arbeitsplatz möglich sind. Adebahr

Laut einer Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes unter 6083 Berufstätigen fühlen sich 52 Prozent der Beschäftigten in Deutschland erheblich gestresst und gehetzt: „Die Belastungen durch Arbeit sind so hoch, dass Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten gefährdet sind“, sagt DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach dazu.

Die Kreissparkasse Wesermünde-Hadeln (KSK) versucht nun, ihren Mitarbeitern effektive Methoden zur Stressbewältigung am Arbeitsplatz an die Hand zu geben. „Ohne Stress sind die Mitarbeiter motivierter und ausgeglichener. Und das wirkt sich auch auf positiv auf ihre Arbeitseinstellung aus“, sagt Kai Darnedde, der bei der KSK für das Qualitätsmanagement verantwortlich ist.

Petra Hencken, Leiterin des Wremer Instituts für Ernährung und Gesundheit, hat daher rund 160 Sparkassen-Mitarbeiter zum Thema „Individuelle Stressbewältigung am Arbeitsplatz“ geschult. Jeder Mitarbeiter habe die Möglichkeit bekommen, an dem vier Wochen dauernden Programm teilzunehmen. Die Teilnehmer lernten „einfache Methoden wie Atemtechniken, Progressive Muskelentspannung oder Traumreisen kennen“, berichtet sie.

Auch die Stadtverwaltung ist um den mentalen Ausgleich ihrer Mitarbeiter bemüht. Laut dem Personalamt der Stadt gebe es seit Jahren interne Fortbildungen unter dem Titel „Arbeits- und Gesundheitsschutz“, die sich mit Stress und dessen Bewältigung auseinandersetzen. Besonders gut sei aber bei den Mitarbeitern die Kooperation mit dem Firmenfitness-Experten von Hansefit angekommen. Binnen kürzester Zeit hätten sich mehr als 1000 Mitarbeiter angemeldet, die Fitness-Dienstleistung in Anspruch zu nehmen.

Das Klimahaus bietet seinen Mitarbeitern ab August Yogakurse an, bei Frozen Fish im Fischereihafen wird laut Unternehmensführung das Programm „Fit für immer“ angeboten, das in Zusammenarbeit mit der AOK das Gesundheitsmanagement koordiniert.

Doch Fitness- und Entspannungsübungen seien nicht ausreichend, um effektiv Stress zu verhindern, sagt Doris Kirch, Leiterin des Deutschen Fachzentrums für Stressbewältigung, Achtsamkeit und Persönlichkeitsentwicklung (DFME). Um möglichst stressfrei zu sein, bedürfe es eines langen Trainings, um gewohnte Verhaltensmuster zu brechen.

„Wir Menschen reagieren mehr auf eingebildete Bedrohungen und handeln selten situationsangemessen“, erläutert Doris Kirch, zu deren Kunden unter anderem Ikea, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und die Chemiefabrikanten von BASF gehören. Das DFME schule die Programmteilnehmer daher in MBSR, der achtsamkeitbasierten Stressreduktion des US-amerikanischen Biologen Jon Kabat-Zinn.

Anschließend seien die Teilnehmer, die sich darauf einließen, nachhaltig emotional ausgeglichener, konzentrierter, kreativer und weniger reaktionär. „Das baut nicht nur den persönlichen Stress ab, sondern ist auch besser für das Betriebsklima“, sagt Doris Kirch. Je bewusster Menschen denken und handeln, desto weniger anfällig seien sie für den Stress.

Den Mitarbeitern Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie mit ihrem persönlichen Stress umgehen können, sei gut investiertes Geld, sagt die DFME-Leiterin:
„Nicht zu handeln ist langfristig deutlich teurer.“
Eine Einstellung, die immer mehr Unternehmen mittlerweile teilen.

Original artikel: Nordsee Zeitung
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